Elternbrief vom 17.09.2010
Liebe Eltern des Chemnitzer Montessori-Vereins, der Chemnitzer Montessori-Schulen! Bankenkrise, Konjunktureinbruch, Eurokrise ... - alles Schlagwörter der vergangenen zwei-drei Jahre. Dazu einige Zahlen, die ein wenig verdeutlichen, wounser Geld gerade hinfließt:
- Es gibt ein Finanzmarktstabilisierungsgesetz und einen Bankenret-tungsfond (SOFIN) den die Bundesrepublik Deutschland (also wir alle) in Form einer Bürgschaft mit € 420.000.000.000,-- garantieren.Davon wurden bis zum 31.08.10 181.900.000.000,-- in Anspruchgenommen.
- Der HRE Bank wurden daraus bereits € 102.000.000.000,-- zur Verfügung gestellt. Am Wochenende hat die Bundesregierung noch mal €40.000.000.000,-- für die nunmehr verstaatlichen HRE Bank draufgepackt.
- Konjunkturpakete wurden verabschiedet u.a. € 5.000.000.000,-- für KFZ-Abwrackprämien die uns die Neuzulassung von 2.000.000 PKW ́s mit herkömmlicher Technik gebracht haben.
- € 148.000.000.000,-- Garantien der BRD für den „Eurorettungsfond"
(EFSF - € 750.000.000.000.,--) um u.a. das von Goldman Sachs zurStaatsbilanzfälschung gedrängte Griechenland vor dem Staatsbankrott zu retten. Irland, Italien, Spanien und Portugal könnten dem-nächst folgen. - Das Land Sachsen musste für die Übernahme der sächsischen Landesbank (nach kriminellen Spekulationsgeschäften) eine Bürgschaftvon € 2.750.000.000,-- zur Verfügung stellen. Ein Betrag der sichwie auch alle anderen Beträge selbstverständlich im Staats bzw. Landeshaushalt niederschlägt.
Diese Zahlen sind in den vergangenen zwei Jahren durch die Medien gegan-gen. Mal abgesehen von den Menschen, die sich über den Zuschuss für einneues Auto gefreut haben, ist das bis jetzt alles relativ geräuschlos an unsvorbeigegangen. Aber es war abzusehen, dass diese Rechnung irgendwannfällig wird. Oder haben Sie etwa gedacht, dass irgendjemand anderes dieseRechnungen schon bezahlen wird. Irgendwer wird's schon richten?! Sie wirddas nicht betreffen was die da oben an Zahlenspiele um Millionen und Milliarden veranstalten?
Dann werden Sie jetzt bitter enttäuscht sein, denn die Zeche werden Sie ganzpersönlich mit bezahlen dürfen. Glauben Sie nicht?
Die Kürzungen, die uns und allen sächsischen Schulen in freier Trägerschaftim kommenden Jahr ins Haus stehen, sind keine Kosmetik. Es wird nicht etwas weggeschnitten an Stellen, an denen zu viel da ist. Es geht nicht bloßum etwas Montessori-Material; es geht nicht bloß um die Frage, ob die Klas-senräume alle 6 oder alle 8 Jahre renoviert werden - es geht vielfach um dienackte Existenz. Sehr vereinfacht sieht das Szenario so aus:
Eine kleine Modellrechnung kann diese scheußliche Alternative veranschaulichen. Wenn von einer Schule wie der unsrigen 20 Eltern ihre Kinder abmelden würden, weil sie selbst das Schulgeld nicht mehr bezahlen können, dannwürde nicht bloß dieses Schulgeld, sondern die gesamte staatliche Förderungfür diese Kinder wegfallen. Will man nicht beim Gehalt der Lehrer sparen odergar Leute entlassen, so kann das bedeuten (falls sich keine zahlungskräftigenNachrücker finden), dass das fehlende Geld auf die noch verbliebenen Elternumgelegt werden muss. Diese hätten dann nicht mehr 60 € im Monat, sondern vielleicht 200 € im Monat zu bezahlen (diese Zahlen nannte letztens einVertreter der AG Freie Schulen). Das hätte zur Folge, dass weitere Eltern abspringen würden etc. etc. - ein Teufelskreis wäre entfesselt, der in nicht wenigen Fällen zur Schließung der Schule führen würde. Ob das auch in unserenMontessori-Schulen so sein wird, wissen wir natürlich nicht; generell habenes da die Schulen in der Stadt sicherlich etwas leichter, weil der Kreis der Interessierten größer ist. Aber die Alternative ist kaum erfreulicher. Denn wasfaktisch bliebe, wäre eine Schule für die Besserverdienenden, pädagogischePluralität à la FDP sozusagen. Das kann nicht im Sinn alternativer Pädagogikliegen - und schon gar nicht derjenigen Maria Montessoris!
Im Haushalt 2010/11 ist noch mehr vorgesehen, aber diese beiden Kürzungenwerden ausreichen, um vielen freien Schulen das Genick zu brechen!
Fühlen Sie die gierigen Hände in Ihrer Hosentasche und Ihrer Geldbörse?
Finden Sie es auch endlich nicht mehr lustig, wie Ihre, unsere Kinder und wirselbst zu Manövriermassen einer asozialen Politik gemacht werden sollen?
Dann wird es Zeit, sich zu wehren!
Was tun? - Was tun!
- Raus auf die Strasse - demonstrieren, überall und bei jeder Gelegenheit!
- Tragen Sie sich in unseren E-Mailverteiler ein: montessori-projekt@in-chemnitz.de. Informationen dazu finden Sie auf der Seite https://mailman.in-chemnitz.de/listinfo/montessori-projekt
- Kommen Sie zu Treffen und Initiativen, die dem Ziel dienen, freie und alternative Pädagogik möglich zu machen, beste Bildung für alle Kinder unabhängig vom Einkommen der Eltern möglich zu machen. Unterstützen Sie das in welcher Form auch immer.
- Schreiben Sie Briefe, E-Mails. Rufen Sie Ihre Abgeordneten in Stadtrat, Landtag, und Bundestag an. Eine Adressliste finden Sie unter http://www.montessori-chemnitz.de/de/freie-schule-muessen-sein/aktuelles-herbst-2010.html .
- Unterzeichnen Sie die gemeinsame Erklärung des Chemnitzer Bünd- nisses gegen Kürzungen, zu finden unter: http://basta.in-chemnitz.de/index.php
- Gehen Sie zu öffentlichen Veranstaltungen wie Stadtratssitzungenund stellen Sie Fragen und Forderungen. Und protestieren Sie.
- Machen Sie das für sich bei jeder Gelegenheit. Aber auch gemeinsammit den Lehrern, Erzieher und Eltern unserer Montessorischulen.
- Denken Sie daran, dass niemand außer Ihnen etwas für Ihre Interessen tut.
- Lassen Sie Ihre aus Ihrer Sicht berechtigten Interessen nicht gegenandere Interessen anderer Bürger, die ebenfalls zur Kasse gebetenwerden sollen, ausspielen.
- Beteiligen Sie sich an der e-card-Aktion zur Erhaltung der FreienSchulen, die Sie auf der Internetseitehttp://www.ja-zu-freien-schulen.de/index.php/abgeordnete-kontaktieren.html finden.
Freundliche Grüße!
Elternsprecher der Montessori Schule
Veröffentlich in der Kategorie "Elternsprecher", "Startseite" am 17.09.2010