Vom Abenteuer zur Entwicklungshilfe
Am 18. November 2014 besuchten uns Ilka Sohr und Torsten Roder vom „Regenzeit e.V. Chemnitz“, um uns einen Einblick in ihre Arbeit im Bolivianischen Regenwald zu geben. Fasziniert lauschten die SchülerInnen der Grundstufe dem fesselnden Bericht über eine abenteuerliche Reise durch den Dschungel zu den Anfängen eines beeindruckenden Projekts.
Mit Rucksack, ohne Geld und einer kühnen Idee im Gepäck zogen die beiden Survivaltrainer und Umweltschützer vor 10 Jahren los auf der Suche nach Erlebnissen im Tiefland Boliviens. Unter härtesten Bedingungen campten sie im Dschungel, bauten Floße, zelebrierten Rituale und gaben niemals auf, auch wenn Ameisen ihre Ausrüstung zerfraßen und ihre Kleider niemals trocken waren.
Auf ihrer Reise begegneten sie nicht nur atemberaubenden Wildtieren, wie den Jaguar, Tapir und Faultier, sondern hatten auch Kontakt mit vielen Einheimischen und lernten deren Gastfreundlichkeit, Rituale und Kultur schätzen. So begannen die beiden darüber nachzudenken, wie sie „zurückgeben könnten“ und zur Erhaltung und Verbesserung des natürlichen Lebensraumes einheimischer Tiere und Naturvölker beizutragen. Es entstand die Idee des „Regenzeitprojekts“. Nach und nach entstand ein Camp mit Unterkünften für das Team, Biologen und Volontären, welches sprichwörtlich aus dem Schlamm gestampft wurde. Außerdem wurden Tiergehege, Brunnen und Solarpanelen intalliert. All dies war eine enorme Herausforderung, denn im tiefsten Urwald findet man nun mal keinen Baumarkt oder Elektrizität um die Ecke! Nachdem Ilka und Torsten am eigenen Körper erfahren mussten, wie ihre Begleiter einen Jaguar schossen, den die beiden Chemnitzer gerade noch voller Bewunderung in freier Wildbahn gesehen hatten, entschieden sie sich an Verdienstalternativen für Wilderer und Jäger zu arbeiten, um die heimischen Jaguare und deren Jungtiere zu schützen. Es entstand eine Tierauffang-und Wiederauswilderungsstation, in welcher sich zur Zeit zwei Jungtierjaguare „Shasha“ und „Pelurgina“ und zahlreiche andere Wildtiere, wie Totenkopfäffchen, Nasenbären und Faultiere befinden.
Seit 2007 reisen ein deutsches Ärzteteam und ein Zahnarzt vor Ort, um den Einheimischen, welche oft von Infektionen geplagt werden, mit Impfungen und ärztliche Untersuchungen zu helfen. Urwaldprojekte, Wiederauswilderungsstationen, Zahnputzprojekte und medizinische Hilfe funktionieren jedoch nur, wenn wir uns Gedanken machen, wie wir gemeinsam mit den Einheimischen arbeiten können und Alternativen zu Lebensweisen schaffen, die für uns zivilisierte „Westerners“ oft als „outdated“ gelten. Dies war auch die Message der beiden Umweltschützer: „Jeder kann etwas zur Erhaltung und zur Verbesserung beitragen. Man braucht dazu kein Geld, sondern manchmal nur den Mut und das Herz am richtigen Fleck, um etwas zu verändern und die Welt zu einem besseren Platz für uns alle zu machen. Dabei ist es wichtig, dass wir niemals vergessen, tolerant und mit kritischen Blick auf andere Kulturen zu schauen.
Wir danken Ilka und Torsten dafür, dass sie unser Bewusstsein vielleicht etwas verändert haben und unser Blick auf das, was wir konsumieren zukünftig kritischer ist. Zu oft vergessen wir, dankbar zu sein für die kleinen und doch so wertvollen Dinge in unserem Leben, wie ein warmes Bett, eine warme Mahlzeit und ärztliche Hilfe, wenn wir sie brauchen. Lasst uns weiterhin Zahnbürsten sammeln und Ideen entwickeln, wie wir das „Regenzeitprojekt“ unterstützen können. Wenn zwei Menschen so viel bewegen können, wie viel könnten wir alle gemeinsam als Montessorischule erreichen? In den Kindern und Pädagogen hat dieser Vortrag so viel bewegt, dass sie sich auch weiterhin im Projekt „Regenzeit“ einbringen möchten. Im Mai werden die Fotos von der Übergabe der Zahnbürsten in der Jugendherberge gemeinsam angeschaut und nochmal Rückblick gehalten.
Veröffentlich in der Kategorie "Oberschule" am 27.11.2014