Unser neues Lehmhaus

Schon am Morgen begrüßte uns der unter einer Plane auf dem Schulhof versteckte Lehmberg. Die Kinder der Lehmhausgruppe trafen sich jedoch erst im Kreis, um die Bauwoche zu starten. Das Ziel: Das Gefach des Fachwerkhäuschens im Garten musste mit einem Lehm-Strohgemisch gefüllt und verputzt werden.

Wie sieht ein Lehmhaus aus, wo soll man beginnen, was benötigt man zu Herstellung außer Lehm noch und schaffen wir das überhaupt? Alles Fragen, die ergründet und beantwortet werden mussten. So manche Frage beantwortete sich jedoch erst am Ende der Projektwoche ...

 

1. Tag

Zunächst trugen wir Lebensräume zusammen, die den Kindern bekannt waren, danach zeichnete jeder seine Vorstellungen eines Lebensraumes auf Papier. Sehr filigran und detailliert waren einige Zeichnungen und diese nahmen ein gutes Stück Zeit in Anspruch. Andere Kinder waren flott in der Ausführung und konnten es kaum erwarten, mit dem Material Lehm in Berührung zu kommen.

Also starteten wir mit den ersten Vorbereitungen.

Es wurden Säcke voll Stroh hinter das Haus getragen und sogleich begann das Zerkleinern des Strohs. Da sich viele beteiligten, ging die Arbeit schnell voran und die Wanne füllte sich zusehends.

Währenddessen begannen andere Kinder, den Lehm zu zerkleinern und in eine Wanne zu füllen. Wir sortierten große Steine heraus und stellten fest, dass es eine sehr arbeitsreiche Woche wird.

Inzwischen fanden sich mehrere Kinder am Skelettbau unseres Häuschens ein. Sie schnitten lange Weidenruten und wässerten einen Teil, damit sie später besser geflochten werden können.

Ein gutes Stück Flechtarbeit wurde an diesem Tag bewältigt.

 

2. Tag

Nach dem Verteilen der Aufgaben ging es sofort wieder an die Arbeit. Der fertig sortierte Lehm wurde in eine große Wanne geschaufelt. Währenddessen war die Hälfte der Gruppe schon wieder mit dem Flechten der Weideruten beschäftigt. Es entstanden so schöne Flächen am Häuschen, das nicht nur einer darüber nachdachte, ob es nicht sogar so bleiben sollte.

Trotz allem entschlossen wir uns, endlich mit dem Ausfüllen des Gefachs zu beginnen.

Die Strohwanne wurde geholt. Einige Handvoll davon gaben wir zum Lehm und darüber noch einen guten Schluck Wasser. Der erste Mutige stieg mit Gummistiefeln in die Wanne und begann, das Gemisch mit den Füßen zu stampfen. Das entpuppte sich nicht nur als eine sehr mühsame Arbeit, sondern es gab beim Verlassen der Wanne auch eine schöne Matscherei auf dem Schulhof. Was wird wohl unser Hausmeister dazu sagen?

Da das Wetter in unserer Projektwoche ausgesprochen sonnig und warm war, stiegen wir schnell

auf Barfußbetrieb um! Das machte viel mehr Spaß und es gab ein gut vermischtes Endergebnis.

Und schon ging es los. Vier Mann – vier Ecken, schon stand das Gemisch vor dem Haus. Zahlreiche Hände bedienten sich, um das Geflecht mit Lehm zu bedecken. An dieser Stelle war jede Menge Teamwork nötig. Jeweils zwei Kinder mussten gemeinsam arbeiten. Einer im Häuschen, ein zweiter an der Außenwand, arbeiteten sie sich von einer Seite zur nächsten vorwärts, bis ein Gefach mit Lehm gefüllt war. Das so schnell Mittagspause war, konnte keiner verstehen, hatte man gefühlt doch erst mit der Arbeit begonnen. Nach dem Essen merkten doch manche Kinder, wie anstrengend die Arbeit für die Hände und Finger war.

 

 

3. Tag

Die Aufgaben am heutigen Tag waren klar. Wir brauchten Lehm, sonst konnte es nicht weiter gehen! Die Kinder stellten fest, dass nicht alle nur Gemisch am Haus anbringen können. Auch auf der Lehmbaustelle muss noch gearbeitet werden. Die Aufgaben müssen so verteilt werden, dass die Arbeit nicht ins Stocken kommt. Also schaufelten und sortierten sogleich am Morgen mehrere Kinder den Lehm und brachten diesen mit der Schubkarre zum Fachwerkskelett. Die Stampfstelle musste umgesiedelt werden, da es auf dem Schulhof einfach zu sonnig war. Die nächsten Aufgaben: Schirmmützen besorgen und in den Klassen auf die Suche nach einem Schirm gehen. Schnell wurde alles herbeigeschafft und schon ging es weiter.

Um die Arbeit ein wenig abwechslungsreicher zu gestalten, überlegten wir, wie wir das Haus noch gestalten könnten. Ein Zwischenraum wurde mit großen Lehmkugeln gefüllt und an diesem Tag beendet. Die kleinen Flächen am Eingang verzierten die Mädchen mit kleinen Kullern aus Lehm. Am Ende der Woche waren das insgesamt weit über 300 Kugeln.

Und weil es allen so gut gefiel, ließen wir auch einige Zwischenräume frei, durch die das Geflecht aus Weidenruten betrachtet werden kann. So kann in dem Haus nicht nur gespielt werden. Es wird auch zu sehen sein, wie das Häuschen entstanden ist.

Nach einem arbeitsreichen Vormittag war sehr viel Gefach gefüllt. Ein Teil der Gruppe war hoch motiviert und von der Arbeit mit Lehm fasziniert. Einige Kinder sehnten sich jedoch nach mehr Abwechslung und neuen, anderen Aufgaben.

 

4. Tag

Lehm, Lehm, Lehm. Heute wurden kleine Häuschen begonnen und das große will bald beendet werden. Alle machten sich forsch ans Werk und es wurde fleißig gestampft, geknetet, gerollt, sortiert und aufgetragen.

Während die letzten Wände gefüllt wurden, begannen einige Kinder mit Entwürfen für kleine Modellhäuser. Danach entstanden Skelette aus Stöckchen und Weidenruten und später zogen die Kinder Wände aus Lehmgemisch auf oder formten Ziegelsteine, die auf die unterste Mauerreihe jeweils um eine halbe Steinlänge versetzt aufgebaut wurden.

Inzwischen stiegen die Temperaturen im Freien immer weiter an. Die Sonne meinte es sehr gut mit uns und es gab kaum mehr ein schattiges Plätzchen, um konzentriert arbeiten zu können.

Dieser Tag war gefühlt der längste von allen. Auch wenn wir viel schafften, schien es einen Stillstand zu geben. Am Tagesende wurde dennoch sichtbar, dass es nur noch 2 freie Stellen gab, die wir am letzten Tag füllen müssen. Der Lehmhaufen auf dem Schulhof schrumpfte sichtlich.

Zur Besserung der Stimmung und als Lohn für die bisherige gute Arbeit in dieser Woche durften sich alle über eine kühle Erfrischung erfreuen. Dieses Eis hatten wir uns verdient.

 

5. Tag

Es ging heiß her und dies lag nicht nur an der Arbeit, die uns ganz schön ins Schwitzen brachte. Die Sonne trug ihren Teil bei. Die kleinen Lehmhausmodelle konnten im Laufe des Tages fertiggestellt werden, was strahlende Kinderaugen mit sich brachte.

Nach der Frühstückspause gab es letzte Ausbesserungs- und Fertigstellungsaufgaben am Haus. Das restliche Lehmgemisch wurde ins Gefach gebracht. Mit den noch verbliebenen kleinen Kullern wurde ein Zwischenraum hübsch verziert!

Nebenher fanden sich drei Jungs, die einen Kuchen buken, um später das Tageswerk zu feiern. Derweil ging es an allen kleinen Baustellen fleißig ans Aufräumen. Der Boden musste gekehrt, die Stühle beiseite gestellt und das Klassenzimmer in Ordnung gebracht werden. Im Außenbereich suchten wir die Arbeitsgeräte zusammen. Dank des warmen Wetters machte das Säubern einen riesigen Spaß. Auch die Schubkarren fanden auf kleinen Umwegen zurück zum Geräteschuppen. Diese hervorragenden Transportmittel sind nicht nur für schwere Schirmständer oder Eimer voll Lehm geeignet ...

Endlich sollte es so weit sein. Wir setzten die Schirmmützen ab, befreiten Hände und Füße ein letztes Mal in dieser Woche vom Lehm und setzten uns in den Schatten.

Die Kinder fassten zusammen, was ihnen an dieser Woche besonders gefallen hat und stellten fest, wo sie an ihre Grenzen kamen. Es gab ehrliche Freude und ein wenig Kritik. Ein Abschlussbild wollten wir haben, alle gemeinsam vor dem fertigen Häuschen aus Lehm. Was für eine Woche!

Am Nachmittag verputzten wir ausnahmsweise nicht mit Lehm, sondern den leckeren Apfelkuchen.

Nun warten alle Kinder der Schule auf das hoffentlich bald trockene Haus, um es als Unterschlupf und Spielmöglichkeit nutzen zu können. Die feierliche Eröffnung werden wir bald bekannt geben.

 

An dieser Stelle sei noch einmal allen Mitwirkenden herzlich gedankt! Für das Aufbauen des Fachwerkskelettes, das Fahren des Lehms, das bereitgestellte Stroh, das geduldige Waschen der verdreckten Kinderkleidung in jedem Haushalt, an unseren Hausmeister und die vielen Hände, die Stück für Stück am Aufbau beteiligt waren, ihr seid Weltklasse!

Bilder...

Unser neues Lehmhaus
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Veröffentlich in der Kategorie "Grundschule" am 10.06.2015

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