„Von Zahlen und Worten“
Obergrenzen? Kennziffern? Erfassungsdaten? Hinter diesen Zahlen verbergen sich Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, die Angehörige und ihre Heimat verloren haben, Menschen, die nun hier in Chemnitz leben. Ein Theaterprojekt mit afghanischen Jugendlichen und Schüler_innen der Montessori-Schule unter Einbeziehung der Ausstellung „ASYLUM“ der AG In- u. Ausländer.
Fünfzehn Jugendliche haben sich Ende Februar eine Woche lang täglich getroffen, um gemeinsam Theater zu spielen. Während der Kunstprojektwoche an der Montessori-Schule lernten sich acht afghanische und sieben deutsche Jugendliche über Körper, Sprache und Raum kennen, lernten miteinander und voneinander, auch ohne gesprochener Sprache. Immer nachmittags für vier Stunden – für die afghanischen Teilnehmer nach der Schule – trafen sie sich zu Kreativem Schreiben, entwickelten Bewegungschoreographien, tanzten und sangen miteinander, spielten und entwarfen so nach und nach zusammen die Performance, die am 5. März 2016 auf dem Neumarkt zur Aufführung kommen wird.
In diesen gemeinsamen Proben hat sich eine dichte und bewegende Beziehung zwischen den jugendlichen Darsteller_innen aus unterschiedlichen Kulturkreisen entwickelt. Fern aller Schlagwörter und Vorurteile entsteht in der künstlerischen Arbeit der jungen Menschen echte Begegnung, Anteilnahme, Begeisterung, eine Kultur des Ankommens.
Seite an Seite gestalten sie eine Performance, die nach dem Hier & Jetzt fragt, nach der eigenen Identität in Chemnitz im Jahr 2016. Die unterschiedlichen Lebenserfahrungen der Jugendlichen und ihre Wahrnehmung stehen im Mittelpunkt der Aufführung. Es geht dabei nicht um die einseitige Darstellung von Fluchterlebnissen sondern darum die direkte Lebenswelt aller 15 Spieler_innen zu hinterfragen. Das Label Schülerin oder Flüchtling genügt nicht um der Identität dieser jungen Menschen gerecht zu werden. Die Performance setzt an diesem Punkt an, spielt mit Klischees und sucht neue Orte auf. Sie will berühren und anregen zu einem Dialog.*
Die Probenarbeit hat überraschende, bewegende und viele kraftvolle Momente hervorgebracht. Diese sollen nach der Aufführung nicht einfach ‚im Sande verlaufen‘. Am Chemnitzer Friedenstag werden wir deshalb den Zwischenstand als Performance erleben, aber schon jetzt steht fest, dass dieses Projekt eine Fortsetzung findet.
Samstag, 5. März 2016, 13.00 Uhr, Neumarkt Chemnitz
afghanische und deutsche Jugendliche, Montessori-Schule und Wohngruppe Humboldthöhe
künstlerische Leitung: Gabi Reinhardt
*Im Anschluss an die Performance ist ein Interview mit den Darsteller_innen geplant, das auf dem Neumarkt über Lautsprecher übertragen wird.
Veröffentlich in der Kategorie "Oberschule" am 04.03.2016