Mein erstes Mal.

Bisher gab es für mich als Mann genügend Gelegenheiten, um um das Putzen herumzukommen. Doch jetzt war der Zeitpunkt gekommen und es gab keine andere Chance als mitzumachen. Also packte ich zwei Eimer, Putzlappen, Reinigungsmittel und Besen, um in der Weiterführenden Montessori Schule gemeinsam mit meinem Sohn am Putztag teilzunehmen.

Mir war es vergönnt, im Klassenzimmer der Holunderklasse den Putzlappen schwingen zu dürfen. Erstaunlich: Quält man sich in den eigenen vier Wänden mühselig vorwärts, ging die Arbeit hier fast wie von Allein. Alle Muttis, Vatis, Schüler und Schülerinnen und die Lehrer und Lehrerinnen wimmelten emsig und fleißig wie die Bienen überall herum. Sorgfältig wurden die Regale mit den Arbeitsmaterialien ausgeräumt, abgestaubt, gereinigt und dann alles wieder zurück, wie es vorgefunden wurde.

Wer denkt, dass der Putztag eine günstige Gelegenheit ist, um einfach mal locker miteinander zu quatschen, wurde enttäuscht. Na klar: ab und zu haben wir uns schon unterhalten, aber vorbildhaft wurden wir wortlos zum zügigen Weitermachen von dem pädagogischen Personal „angetrieben“. Neben dem „eigenen“ Klassenzimmer wurde in und an vielen Ecken, Plätzen und Zimmern der „Weiterführenden Monte“ gewienert. Meine schon große Begeisterung erlebte einen weiteren Höhepunkt, als ich im Kunstraum zum Reinigen der Tische, Stühle, Fenster usw. ankam. Die Vielfalt der Möglichkeiten in dieser Schule Unterricht (wenn man das überhaupt noch so nennen darf, denn das scheint eine maßlose Untertreibung zu sein) zu gestalten, überwältigte mich wieder aufs Neue. Wie kommt man bspw. nur auf die Idee, beim Schneidern, Malen, Filzen etc. an Englisch zu denken? Ich hätte wohl ein Beweisfoto der Tafel machen sollen. Da las ich Begriffe in englischer Sprache. Und überhaupt: nicht nur das Kunstzimmer, auch die anderen Räume – alle mit viel Sorgfalt, Liebe und vor allem mit Blick auf die jungen Schüler und Schülerinnen eingeräumt und bestückt.

Was wird da wohl werden? Schlau werden die Kinder auf alle Fälle in dieser Schule. Aber noch viel mehr – sie haben die Chance zu Persönlichkeiten heranzureifen. Der im Anschluss stattfindende „Elternabend“, durchgeführt von den Schülern selbstpersönlich, war also nur noch die logische Konsequenz von all dem, was man erleben und erspüren kann, wenn man sich in die (Lern- und Erfahrens)Welt unserer Kinder „einmischt“. Denn eigentlich, so habe ich das Gefühl gewonnen, brauchen unsere Kids uns Eltern IN der Schule keineswegs, außer eben mal kurz, um beim Putzen zu helfen.

geschrieben von Erwin Klein ;-)

Veröffentlich in der Kategorie "Oberschule", "Holunder" am 31.08.2016

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