erinnerst du dich … jetzt … an deine Zukunft
Ein interkulturelles Jugendtheaterprojekt: Von weitem hörten wir die entrückten Rufe. Lautes Krächzen, freudige Schreie. Als wir uns näherten, erkannten wir, dass es Vögel waren, ganz viele, bunte Vögel. Alle sahen verschieden aus. Keiner glich dem anderen. Sie schienen alle aus einer unterschiedlichen Richtung gekommen zu sein, vor langer Zeit. … Diese Vögel waren alle einzeln. Diese Vögel waren ihre eigene Erinnerung.Und irgendwie schien es, als seien sie damit untrennbar auch unsere eigene Erinnerung.
Dies ist der Auftakt der Erzählung „erinnerst du dich … jetzt … an deine Zukunft“, die am 17. Oktober 2016 im Theater komplex auf dem Sonnenberg Premiere feierte. Eine Woche lang hatten sich Jugendliche verschiedenster biographischer Hintergründe auf eine theatrale Spurensuche begeben. Mit unterschiedlichen Mitteln des zeitgenössischen Theaters – Materialtheater, Kreatives Schreiben, Bewegungstheater, Rhythmus – haben sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausgelotet. Die Teilnehmenden des Jugendtheaterprojektes präsentierten anschließend die Ergebnisse der Theaterwerkstatt zweimal vor „vollem Haus“.
Die jugendlichen Spieler_innen kommen aus Deutschland, Afghanistan und China, sind zwischen 10 und 17 Jahren alt, besuchen die Gesamtschule, das Gymnasium oder die Berufsschule, stehen regelmäßig oder das erste Mal auf der Bühne …
So hat jede_r in seiner Biographie unterschiedliche Erfahrungen gemacht und so bringt jede_r ein anderes Objekt aus der eigenen Vergangenheit zur Theaterwerkstatt mit. Dieser Gegenstand hilft beim Erinnern und mit ihm in der Hand erzählt jede_r sein eigenes Erlebnis.
Wir experimentieren mit Sand, erforschen das Material und probieren aus, was man mit Sand alles tun kann … bauen, werfen, rieseln. Der Sand wird zu einer Burg, zu einem Feuerwerk, zu einem Ort, Spuren zu hinterlassen. Wir übersetzen die biographischen Geschichten in „sandige Handlungen“, die so verschieden sind wie die Menschen, die sie spielen.
Die Gegenwart beschreiben wir mit Standbildern. Motive, die den Jugendlichen wichtig sind, fassen sie in individuellen und doch gemeinsamen Figuren zusammen. In jedem dieser Bilder drückt sich das gemeinsame Jetzt aus. Zu wild-schöner Musik morphen sie zwischen den Bildern, den Eindrücken und lassen eine imposante Tanztheater-Choreographie entstehen.
Schließlich befragen die Jugendlichen ihr zukünftiges Ich: Was ist aus dir geworden? Wo lebst du? Und wer lebt um dich herum? Was möchtest du gerne deinem zehn Jahre jüngeren Ich sagen? Die daraus entstehenden Worte geben sie dem Publikum mit auf dem Weg.
Eine Erzählung nach Motiven von Solaiman bildet den Rahmen für die Theatercollage: die eingangs erwähnten Vögel aus der Vergangenheit erleben in ihrer Gegenwart nicht nur sich selbst sondern plötzlich auch alle um sie herum, sie begreifen sich als gemeinsame Gruppe – und im nächsten Augenblick fliegen all diese Vögel davon, jeder in eine andere Richtung, jeder in seine eigene Zukunft…
Quadratmetergroße Keilrahmen zeigen Bilder von einem Vogel, der gleich abhebt-noch hielt er inne. Daneben stehen vom Leben gezeichnete Figuren, die sich beugen, biegen und nach oben streben, die wachsen und träumen und für die Vergangenheit und Zukunft stehen. Weiter- eine menschliche Figur lässt einen Schatten hinter sich, sie legt etwas ab um in die Zukunft zu gehen. Jugendliche verlassen ihre Kindheit, spüren Beklemmungen und hinterlegten die Theaterperformance mit Bildern. Das darstellende Spiel mit selbsterarbeiteten Kulissen zu bestücken, war eine Bereicherung für alle Teilnehmer des Workshops.
Die Akrylleinwände können kombiniert mit Fotografien und Texten außerhalb der Schule präsentiert werden. Ca. 24 Rahmen können ausgestellt werden. Im Schulhaus unserer Schule werden aktuell Ausschnitte präsentiert.
Mit freundlicher Unterstützung von
Bilder...
Veröffentlich in der Kategorie "Oberschule" am 30.10.2016