Zwischen Pharaonen und Pyramiden

Ra war schon weit in seiner Barke den himmlischen Nil hinaufgefahren und blickte mit seinem gleißenden Auge auf die Schüler der Holunderklasse hinab, als sie sich am Montagmorgen, dem 9. April 2018, gegen 8 Uhr auf eine lange Reise ins alte Ägypten machten. Ein Globus wies ihnen den Weg in das nördliche Afrika, in das fantastische Land am Nil, dem Reich der Pharaonen und der legendären Weltwunder. Auf einem sieben Meter langen Zeitstrahl gingen sie symbolisch 7000 Jahre zurück in die Geburtsjahre des altägyptischen Reiches. Sie passierten entlang der Linie entgegen dem Pfeil die Zeit Augusts des Starken, erlebten eine zeitliche Verbindung von Martin Luther, der Entdeckung Amerikas mit dem berühmten Chemnitzer Georgius Agricola und dem Bau des Wasserschlosses in Klaffenbach. Die Schüler durchquerten das Mittelalter, passierten die Zerstörung Roms durch die Vandalen, den Beginn der Zeitrechnung mit der Geburt Jesu Christi, die Siegeszüge des Makedoniers Alexander, die sagenhafte Gründung Roms durch den Namensgeber Romulus und drangen immer weiter ein in die Tiefen der ägyptischen Geschichte bis an den Beginn, wo gegen 5000 vor Christus die ersten Menschen an den fruchtbaren Ufern des Flusses Nil siedelten.

Fünf Tage lang forschten die Holunderbären in einer Projektwoche nach den Osterferien zu den fast 5000 Jahren altägyptischer Geschichte. Robert gab seinen Mitschülern mit seinem Vortrag eine Einführung in das Thema. Da er im Forschen über das Reich am Nil einen Vorlauf hatte, konnte er als Experte einen umfassenden Einblick zur Geschichte Ägyptens, den Königen am Nil, den Hieroglyphen, dem Totenkult und den Pyramiden geben. In den kommenden Tagen erschufen die Schüler maßstabsgetreue Modelle der Cheops-Pyramide und der Knickpyramide des Pharaos Snofru in Dahschur. Aus Gipsbinden entstanden, mithilfe der beiden Schaufensterpuppen Gunther und Günther, Masken der mysteriösen Nofretete und des Ptah, der damals als Schöpfungsgott und Gott des Handwerks geehrt wurde. In einem Modell wurden die Grabkammern des berühmten Tutanchamuns erlebbar gemacht sowie ein prunkvoller Sarkophag aus bemaltem Pappmaché realisiert. Die Kinder forschten zu den Pharaonen, erarbeiteten sich fremde Begriffe wie Dynastie oder Wesir. Sie entschlüsselten alte Hieroglyphen, entdeckten altes Wissen zur Mumifizierung und zu der Vorstellung der Ägypter zum Leben nach dem Tod. Eine Gruppe Schüler beschäftigte sich mit dem rätselhaften Spiel, das die Ägypter „Senet“ nannten. Da die Spielanleitung heute nicht mehr bekannt ist, entwickelten die Schüler mit den Erkenntnissen und Vermutungen der Historiker drei eigene Varianten, wie das Spiel heute gespielt werden könnte.

Dass diese Projektwoche kein reines Geschichtsstudium ist, erlebten die Erbauer der Pyramidenmodelle, die mithilfe mathematischer Materialien die Formel zur Berechnung des Pyramidenvolumens ableiteten und damit das Gesamtvolumen der Cheops-Pyramide ausrechneten.

Außerdem erfuhren die Kinder etwas über die Herstellung des Papyrus und zeichneten anschließend selber auf dem Namensgeber des modernen Papiers Darstellungen von ägyptischen Göttern, Ritualgefäßen oder den Uschebtis, kleinen Dienerfiguren, die als Grabbeigaben mit den Pharaonen beerdigt wurden, um ihnen im Totenreich zu Diensten zu sein.

In der Stilleübung lasen sich die Schüler gegenseitig Mythen und Sagen vor. Uralte Geschichten, die man an den Wänden und in den Schriften des alten Ägyptens entzifferte und die die Autoren Robert Swindells und Stephan Lambert in eine moderne Sprache übertragen haben.

Am Freitag präsentierten die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit. In vier Tagen entstanden zwei umfangreiche Vorträge, teils in englischer Sprache, vier Modelle aus Pappmaché, ein hölzernes Spielbrett, zwei Masken und eine Reihe von Zeichnungen auf Papyrus. Deborah, eine Schülerin mit Down Syndrom, hielt einen Vortrag zu ihren Forschungsergebnissen über den altägyptischen Berufsstand der Schreiber. Alle Objekte an einem Ort zusammen zeigen die atemberaubenden Leistungen jedes einzelnen Schülers, Ergebnisse, auf die sie stolz sein können und die Toth, dem Gott des Wissens, große Freude bereitet hätten.

Veröffentlich in der Kategorie "Oberschule" am 29.04.2018

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