Stolpersteinverlegung

An einem heißen Mittwochvormittag in der ersten Sommerferienwoche, am 20. Juli 2022, fand die erneute Setzung des Stolpersteins für Curt Schubert in der Münchner Straße 31 statt.

Der Stolperstein war kurz zuvor gewaltsam entfernt worden. Der Trägerverband der Stolpersteinverlegungen in Chemnitz, der Verband der Verfolgten des NS-Regimes, ihre Hinterbliebenen und Freunde (VVN), lud die Montessori-Schule Chemnitz als Gäste ein. Grund dafür waren die jahrelange Friedensarbeit der Schule sowie das Beiwohnen von Schülern und Pädagogen an der Verlegung des Gedenksteines am 20. September 2016, zu der wir aufgrund der örtlichen Nähe zur weiterführenden Montessori-Schule eingeladen waren. Gefolgt sind der Einladung zur neuerlichen Verlegung zahlreiche Pädagogen, der Geschäftsführer des Montessori-Verein Chemnitz e. V., Herr Fabian Richter, und drei Schülerinnen.

Der Schulleiter der Oberschule, Herr Oliver Winkel, berichtete, dass die Montessori-Oberschule in den letzten Jahren fünf Patenschaften für Stolpersteine übernommen hat. Der erste war für Hannah Abel im Jahr 2018 und es folgten Stolpersteine für Alice Glaser (2019), Gustav Glaser (2020), Salomon und Rachela Kupfermünz (2021) und Gerhard Siegler (2022).

Während der Stolpersteinverlegung für Curt Schubert kam die Rede auf Ernst Enge, dessen Leben eng mit dem von Curt Schubert verbunden war. Das weckte das Interesse der Schüler und so begannen sie über den Lebenslauf des ermordeten Ernst Enge zu recherchieren. Für diese Person entwickelten sie ein besonderes Interesse, da die Montessori-Grundschule in der Ernst-Enge-Straße ansässig ist. Eine andere Persönlichkeit, über die die Schüler recherchierten, war Alice Glaser, die Gründerin des ersten Montessori-Kinderhauses in Chemnitz, welche deportiert und ermordet wurde. Die Schüler fanden im Internet auf der Seite www.yadvashem.org die Gedenkseite von Marianne Friedländer für ihre Mutter Alice. Auf der Suche nach Marianne Friedländer fanden sie eine Todesanzeige für sie und traten so über Facebook in Kontakt mit den Nachfahren von Alice Glaser in den USA. Galit, Alices Urenkelin kam für die Stolpersteinverlegung nach Chemnitz gereist. Solche direkten Kontakte zu den Hinterbliebenen schaffen bei den Schülern eine persönliche Verbindung zu den Ereignissen und lassen sie die Geschichte der Judenverfolgung nachhaltig nachvollziehen. Das Projekt vergrößerte sich über die Jahre und die Schüler besuchten beispielsweise auch die Werkstatt des Bildhauers Michael Friedrichs-Friedlaender in Berlin, welcher die Stolpersteine herstellt.

Zur Stolpersteinverlegung von Curt Schubert am 20. Juli 2022 organisierten Camille Sasse, Jan Michel und Andre Kluth eine gelungene musikalische Umrahmung mit den Liedern „Die Gedanken sind frei“ und „Die Moorsoldaten“. Im Anschluss berichtete der Vorsitzende des VVN Chemnitz, Enrico Hilbert, über den Lebenslauf von Curt Schubert und seiner Frau Dora, welche im Haus Münchner Straße 31 Zwangsarbeiter mit Nahrung und Informationen von Radio Moskau und London versorgten. Curt Schubert war bis 1933 Betriebsrat bei der Autounion AG, Werk Siegmar, bis er wegen politischer Tätigkeit entlassen wurde. Ab 1935 war er in der Firma Dornhöfer & Co. in der Ludwigstraße bis zu seiner Verhaftung am 8. September 1944 antifaschistisch illegal tätig.

Die Stolpersteine, welche bis jetzt in 28 Ländern verlegt wurden, gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Mit ihrem Engagement setzen die Schüler der Montessori-Oberschule ein Zeichen für ein Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und ein friedliches Zusammenleben.

Veröffentlich in der Kategorie "Oberschule" am 28.09.2022

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