Stell Dir vor, es ist Frieden und alle machen mit
2011 erreichte die Montessori-Schule ein weißes Flies mit der Bitte, eine Friedensbotschaft zu gestalten. Erhalten hatten wir das Bündel von der im selben Jahr gegründeten „Aktion C – Aktionsgruppe gegen rechte Gewalt“. Ins Leben gerufen hatten diese Initiative engagierte Chemnitzer Bürger als Antwort auf den von rechten Kräften für ihre Zwecke erfolgten Missbrauch des seit 2002 begangenen Chemnitzer Gedenktages an die Bombennacht vom 05. zum 06. März 1945 im Zweiten Weltkrieg.
Katharina Kästel-Sasse, damals schon seit einigen Jahren als Pädagogin an der Schule, nahm sich dem Wunsch mit einer Handvoll Schülerinnen und Schülern an und gestaltete in den Herbstferien das erste Banner der Montessori-Schule Chemnitz. „Stell Dir vor, es ist Frieden und alle machen mit“, das war die erste Botschaft. Dieses eine Banner hängt nun jedes Jahr am Chemnitzer Rathaus im Querformat unter den im jeweiligen Jahr neuen Friedensbannern. 188 Botschaften sind in den vergangenen zehn Jahren in Workshops in verschiedenen Schulen entstanden, 23 allein in diesem Jubiläumsjahr. Mehr als die Hälfte aller 7-Meter-Bilder sind Arbeiten von Schülerinnen und Schülern der Montessori-Schule, die sich kreativ mit verschiedenen gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Grundsatz dabei ist, dass es Themen und Motive sind, die von den Kindern und Jugendlichen ausgehen. Pädagogen sind auch hier nur Begleiter und Helfer. Die Themen, Titel und Botschaften der Banner sind vielfältig: „Zieh Dich warm an, mein Junge.“, „Deine Gedanken schaffen Frieden“, „Vielfalt leben“, „Der Frieden beginnt im eigenen Haus“, „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, „Türen öffnen für Flüchtlinge“, „Mensch sein heißt Verantwortung fühlen“, „Chemnitz, sorge für Frieden“, „In allen Tränen flackert ein Funken Hoffnung für den Frieden“. Gemeinsam haben sie den Wunsch nach einem friedlichem Miteinander: friedliches Miteinander der Religionen, friedliches Miteinander von Mensch und Natur, Gleichstellung aller Menschen gleich welcher Religion, Sexualität oder Rasse. Leben und leben lassen. Einander achten, respektieren. Was bräuchte es mehr?
Die Auseinandersetzung mit den Geschehnissen des Nationalsozialismus sowie des Zweiten Weltkrieges ist über die Jahre thematischer Schwerpunkt der Workshops und damit der Bannergestaltung geblieben. Die Begegnung mit Überlebenden, den Zeitzeugen aus jenen Jahren dunkelster deutscher Geschichte, soll uns dabei mahnend vor Augen halten, Sorge zu tragen, dass solche Unmenschlichkeit kein zweites Mal geschieht. Im letzten Workshop entstanden in diesem Zusammenhang zwei Banner. Das eine zeigt Justin Sonder mit dem sein Leben begleitenden Leitspruch „Die Unterdrücker der Menschheit bestrafen ist Gnade, ihnen verzeihen ist Barbarei.“ (Georg Büchner, 1813-1837). Dank Enrico Hilbert, der bis zum Schluss einen sehr engen Kontakt zu dem Chemnitzer Ehrenbürger pflegte, hat Justin Sonder das Werk an seinem 95. Geburtstag am 18. Oktober anschauen können. Die Präsentation des Banners am 5. März 2021 in der Innenstadt erlebte er nicht mehr, Justin Sonder starb am 03. November 2020 in seiner Heimatstadt Chemnitz. Das andere Banner zeigt Edith Heinrich, die am 12. Oktober 2020 an der Montessori-Schule Schülerinnen und Schülern von ihrer Kindheit als jüdisches Mädchen in Breslau berichtete. „Ich wollte keine Leiche sein.“, der Wunsch der damals 12-jährigen steht nun geschrieben auf dem Banner, welches ein ängstlich am Boden hockendes Mädchen zeigt.
Bis auf wenige Ausnahmen fand der Großteil der Banner-Workshops in den vergangenen zehn Jahren an der Montessori-Schule Chemnitz statt. Schülerinnen und Schüler anderer Schulen kamen hinzu und die jungen Künstler verlebten gemeinsam eine intensive, kreative Zeit in den Herbstferien. Die pädagogische Leitung trug hier stets Katharina Kästel-Sasse, die organisatorische Gerald Richter von der Aktion C.
Gut ausgeschlafen kommen die Schülerinnen und Schüler zwischen neun und zehn Uhr an ihren Arbeitsplatz in einem Gang der Schule und beginnen selbstständig mit ihrer Arbeit. Pausen kann jeder nach Belieben machen, nutzen tun aber die meisten nur die gemeinsame Mittagspause. Mithilfe ehrenamtlicher Helfer kann ein für die Teilnehmer kostenloses, warmes Mittagessen angeboten werden. Freitags findet nach Abschluss einer gemeinsamen Arbeitsplatzberäumung und -säuberung ein gemeinsamer Rundgang durch das Schulhaus statt. Jeder stellt sein Banner vor und teilt den anderen seine Gedanken dazu mit. Wer einmal bei so einem Workshop dabei gewesen ist, weiß, diese Atmosphäre ist etwas ganz Besonderes.
Bei der Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus, Erster und Zweiter Weltkrieg, Judenverfolgung, die die Jugendlichen wirklich bewegen, ist ihnen schon Unverständnis begegnet. Was das noch soll nach so langer Zeit. Der Krieg in Syrien, die Flüchtlingswelle 2015, die Zerstörung unserer Umwelt, rassistische Überfälle, Antisemitismus, Benachteiligung Andersdenkender, Ausgrenzung homosexueller Menschen, Glaubenskriege. Die Liste ließe sich fortführen. Alles Gründe, immer wieder zu friedlichem Miteinander aufzurufen. Und so werden wir auch in diesem Jahr neue Banner gestalten. Für Frieden. In Chemnitz. In der Welt.
Für die Realisierung und Umsetzung des Projektes möchten wir uns bedanken bei:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Stadt Chemnitz
Aktion C
Gerald Richter
Schülerinnen und Schülern der Montessori-Schule Chemnitz und ihren Eltern
Pädagoginnen und Pädagogen der Montessori-Schule Chemnitz
Maika Maudrich
allen ehrenamtlichen Helfern
Die Auseinandersetzung mit den Geschehnissen des Nationalsozialismus sowie des Zweiten Weltkrieges ist über die Jahre thematischer Schwerpunkt der Workshops und damit der Bannergestaltung geblieben. Die Begegnung mit Überlebenden, den Zeitzeugen aus jenen Jahren dunkelster deutscher Geschichte, soll uns dabei mahnend vor Augen halten, Sorge zu tragen, dass solche Unmenschlichkeit kein zweites Mal geschieht. Im letzten Workshop entstanden in diesem Zusammenhang zwei Banner. Das eine zeigt Justin Sonder mit dem sein Leben begleitenden Leitspruch „Die Unterdrücker der Menschheit bestrafen ist Gnade, ihnen verzeihen ist Barbarei.“ (Georg Büchner, 1813-1837). Dank Enrico Hilbert, der bis zum Schluss einen sehr engen Kontakt zu dem Chemnitzer Ehrenbürger pflegte, hat Justin Sonder das Werk an seinem 95. Geburtstag am 18. Oktober anschauen können. Die Präsentation des Banners am 5. März 2021 in der Innenstadt erlebte er nicht mehr, Justin Sonder starb am 03. November 2020 in seiner Heimatstadt Chemnitz. Das andere Banner zeigt Edith Heinrich, die am 12. Oktober 2020 an der Montessori-Schule Schülerinnen und Schülern von ihrer Kindheit als jüdisches Mädchen in Breslau berichtete. „Ich wollte keine Leiche sein.“, der Wunsch der damals 12-jährigen steht nun geschrieben auf dem Banner, welches ein ängstlich am Boden hockendes Mädchen zeigt.
Bis auf wenige Ausnahmen fand der Großteil der Banner-Workshops in den vergangenen zehn Jahren an der Montessori-Schule Chemnitz statt. Schülerinnen und Schüler anderer Schulen kamen hinzu und die jungen Künstler verlebten gemeinsam eine intensive, kreative Zeit in den Herbstferien. Die pädagogische Leitung trug hier stets Katharina Kästel-Sasse, die organisatorische Gerald Richter von der Aktion C.
Gut ausgeschlafen kommen die Schülerinnen und Schüler zwischen neun und zehn Uhr an ihren Arbeitsplatz in einem Gang der Schule und beginnen selbstständig mit ihrer Arbeit. Pausen kann jeder nach Belieben machen, nutzen tun aber die meisten nur die gemeinsame Mittagspause. Mithilfe ehrenamtlicher Helfer kann ein für die Teilnehmer kostenloses, warmes Mittagessen angeboten werden. Freitags findet nach Abschluss einer gemeinsamen Arbeitsplatzberäumung und -säuberung ein gemeinsamer Rundgang durch das Schulhaus statt. Jeder stellt sein Banner vor und teilt den anderen seine Gedanken dazu mit. Wer einmal bei so einem Workshop dabei gewesen ist, weiß, diese Atmosphäre ist etwas ganz Besonderes.
Bei der Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus, Erster und Zweiter Weltkrieg, Judenverfolgung, die die Jugendlichen wirklich bewegen, ist ihnen schon Unverständnis begegnet. Was das noch soll nach so langer Zeit. Der Krieg in Syrien, die Flüchtlingswelle 2015, die Zerstörung unserer Umwelt, rassistische Überfälle, Antisemitismus, Benachteiligung Andersdenkender, Ausgrenzung homosexueller Menschen, Glaubenskriege. Die Liste ließe sich fortführen. Alles Gründe, immer wieder zu friedlichem Miteinander aufzurufen. Und so werden wir auch in diesem Jahr neue Banner gestalten. Für Frieden. In Chemnitz. In der Welt.
Für die Realisierung und Umsetzung des Projektes möchten wir uns bedanken bei:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Stadt Chemnitz
Aktion C
Gerald Richter
Schülerinnen und Schülern der Montessori-Schule Chemnitz und ihren Eltern
Pädagoginnen und Pädagogen der Montessori-Schule Chemnitz
Maika Maudrich
allen ehrenamtlichen Helfern
Bilder...
Veröffentlich in der Kategorie "Secondary school" am 12.03.2021